Seit ewigen Zeiten beschäftigen sich Menschen mit Vulkanen. Nicht nur praktisch, als Frage des Überlebens, oder wie man die Fruchtbarkeit vulkanischer Erde trotz aller Gefahren nutzen könnte. Herodot etwa im 5. oder Apollonius Rhodius im 3. Jahrhundert vor Christus schreiben – man müsste eher sagen spekulieren - über die Entstehung diverser vulkanischer Inseln im Mittelmeer; ebenso Plinius vierhundert Jahre später.

Heute weiß man sehr genau wie und wann Vulkane entstanden sind. Der Ätna etwa entstand vor 500.00 Jahren (eher: begann zu entstehen) als submarine Eruption. Ohne diesen Ausbruch läge Catania heute im Meer - oder so ähnlich. Und er benötigte bis vor etwa achtzig tausend Jahren, um das zu werden, was er heute ist: eine Lava spuckende Schönheit, die den Osten Siziliens nicht nur optisch prägt.

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Weshalb aber der Ätna gerade jetzt so aktiv ist, das kann selbst die Vulkanologie nicht so ganz genau erklären. Ich mach‘s trotzdem:

Nun, es geht – wie so oft im Leben - um Eifersucht. Und es geht um einen Schmied. Der ist nicht nur ein Scherzkeks, sondern obendrein ein ziemlicher Hitzkopf. Er heißt Hephaistos und ist der hässlichste der zwölf olympischen Götter, der Gott des Feuers.

Seine Mutter, das ist die Hera, die Frau von Zeus. Hera ist – wer mag es ihr verübeln? – dauersauer, weil ihr Göttergatte sich erdreistet jede Frau zu schwängern, die ihm über den Weg läuft. Ein göttlicher Hallodri also. Jetzt ist die Hera aber so etwas wie eine Frauenrechtlerin und vielleicht, um dem Zeus eins auszuwischen - wozu braucht sie schon einen Mann, um schwanger zu werden? - gebiert Hera den Hephaistos aus sich selbst heraus.

Ja, ja, da hat der christliche Mythos vom griechischen vielleicht ein bisserl abgekupfert.

Jedenfalls: das Ergebnis dieser Parthenogenese ist entstellt, hässlich und schreit zu viel. Na, die Hera schleudert das Baby kurzerhand vom Olymp. Erst fliegt er einmal 12 Stunden, der Hephaistos und danach hinkt er. Gelandet ist er bei der Nymphe Thetis. Die – nur so nebenbei – wird irgendwann einmal die Mutter des Achill werden. Jetzt aber päppelt sie erst einmal den Hephaistos auf und erkennt sein künstlerisches Talent. Und, dass ihm das Schmieden offenbar im Blut liegt. Das wiederum ist keine Kunst, schließlich ist er der Gott des Feuers, manche meinen sogar, er sei das Feuer.

Wie auch immer, mit einer List schafft es der junge Gott zurück auf den Götterberg: Er schickt seiner Mutter einen selbst geschmiedeten Thron. Die Hera ist zunächst einmal ein bisserl betroppetzt, denkt sich aber weiter nichts dabei, schließlich ist der Sessel sogar schöner als jener des Zeus. Da kann man nicht nein sagen. Aber, weil natürlich der junge Schmied auch nicht auf der göttlichen Nudelsuppe daher geschwommen kommt, kann die Hera am Ende des Gelages auch nicht aufstehen. Es brauchen die Götter jemanden, der die Lösung des Problems präsentieren kann. Genau: den Hephaistos. Und seit diesem Moment ist er denn auch Dauerbewohner des Olymp, mimt den Mundschenk der Götter und schmiedet so allerhand Nützliches für die Herrschaften: Ein Zepter für den Zeus, den Dreizack des Poseidon, zwei mechanische Dienerinnen, die Ketten, um den Prometheus an den Kaukasus zu fesseln und noch so einige hübsche Rüstungen und Waffen.

Zum Dank – vielleicht aber auch aus Boshaftigkeit – vermählt Zeus ausgerechnet diesen hässlichsten aller Götter mit der schönen Aphrodite, der Göttin der Liebe.

Klingt nicht schlecht.

Ist es aber.

Weil, die Aphrodite nämlich, lässt überhaupt nix anbrennen und betrügt ihren Mann, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Und weil die Aphodite nicht gerade eine ist, die man von der Bettkante stößt, ist das sehr häufig der Fall. Das ärgert den Hephaistos natürlich gewaltig und wenn die Aphrodite wieder einmal besonders aktiv ihrer Lieblingsbeschäftigung nach geht, dann lässt ihr Gemahl seine Wut besonders hitzköpfig an seinem Schmiedegut aus. Naja, und dann kracht es oben im Krater und auf Sizilien schwanken wieder einmal die Häuser. Es klirren die Gläser in den Schränken und die Catanese schauen sich an: „Na geh, nicht schon wieder.“ Dann schimpfen sie ein bisserl. Da haben sie eine Stadtheilige, die Sankt Agatha nämlich, die ihr Leben für die Keuschheit gegeben hat und wegen der unzüchtigen Aphrodite hängen die Bilder wieder schief.

Die Römer nämlich haben den Hephaistos kurzerhand umgetauft und nennen ihn Vulcanus. Und der hat seine Schmiede unten im Ätna.

Fazit: Man braucht nicht die Gesteinsschmelze zu bemühen, sich nicht um Magmakammern zu kümmern, irgendwelche Kurven auf Seismografen zu studieren. Wie’s ausschaut ist einfach nur die Göttin der Liebe gerade dabei, ihrem Ruf mehr als gerecht zu werden.